Einträge von Hedda Lenz

,

Schlafe, du mein Freund

In Morpheus Armen willst du schaukeln, willst seine zarten Bilder schauen, willst kleine Seidentürme bauen und müd in Schlafes Lieder gaukeln. In Hypnos feiner Art versponnen willst du dich in sein Kleid verhüllen, willst Unbewusstes sacht enthüllen und in den nächsten Tag still kommen.

,

Sommerzauber

Es war ein heller Sommertag – zur Sonnenwendenzeit – als ich auf einer Wiese lag, zum Träumen recht bereit. Die Luft stand flirrend über mir, ein Bächlein floss vorbei. Die Rehe aus dem Jagdrevier verschliefen allerlei. Beim tiefen Blick in mich hinein, beschloss ich frohgemut, ein Schmetterling möchte ich nun sein, das tät mir wahrlich […]

,

Einkehrruhe

Ruhe – es war Ruhe eingekehrt – Einkehrruhe   Nicht verkehrt, die Ruhe dachte sie und schloss die Augen, während kaum spürbar ein Lächeln durch ihre Stille glitt.    

Rilke an den jungen Kappus in seinem ersten Brief

  Sie fragen, ob Ihre Verse gut sind. Sie fragen mich. Sie haben vorher andere gefragt. Sie senden sie an Zeitschriften. Sie vergleichen sie mit anderen Gedichten, und Sie beunruhigen sich, wenn gewisse Redaktionen Ihre Versuche ablehnen. Nun (da Sie mir gestattet haben, Ihnen zu raten) bitte ich Sie, das alles aufzugeben. Sie sehen nach […]

,

Es gibt Tage …

Es gibt Tage, die machen, was sie wollen. Morgens schlagen sie die Augen auf, dämmern jedoch als sei es Abend. Mittags bremsen sie nicht kurz den Tageslauf, sondern reißen alles nieder. Nachmittags wollen sie vormittags sein, weil sie vormittags ganz nachmittags waren. Abends mit viel Glück entscheiden sie sich zu einem Sonnenaufgang. Schade, dass ich […]

,

Kennst du das auch?

Kennst du das auch? Kennst du das auch? An einem Novembertag am Fenster zu stehen, in den Garten zu sehen und mit dem Atem, dem tiefen, ein Sonnenloch in den Nebel zu hauchen für die Engel, die riefen? Kennst du das auch? Kennst du das auch? Wenn das Grau sich lichtet, des Morgens über den […]